Noch einmal die Schwester besuchen

Oft sind es die kleinen Dinge, die für Gesunde alltäglich sind, doch für Schwerkranke unerreichbar scheinen. Doch für genau solche Wünsche gibt es das DRK Herzenswunsch-Hospizmobil. Wenn ein Mensch weiß, dass sich sein Leben dem Ende zuneigt, ist oftmals der Wunsch da, nochmal etwas Bestimmtes zu erleben oder jemanden zu besuchen.

Diesen Wunsch hatte auch unser Fahrgast aus Herrenberg-Oberjesingen. Die achtzigjährige Frau B. wollte noch einmal ihre Schwester in Wutach besuchen, die vor kurzem in ihr neues Haus gezogen war. So freute es uns sehr, dass wir ihr diesen Wunsch erfüllen konnten.

Am 30. Juli war es soweit und das Team des DRK Herzenswunsch-Hospizmobils traf sich am DRK Zentrum auf dem Flugfeld. Von dort aus starteten wir, nach einer kurzen Einweisung und den wichtigsten Infos über den Fahrgast, nach Oberjesingen. Dort angekommen wurden wir von Frau B. und ihrem Ehemann schon sehnsüchtig erwartet. Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen und dann konnte es auch schon losgehen. Die 1,5 Stunden Fahrt vergingen wie im Flug und wir genossen die Fahrt durch die schöne Landschaft des Schwarzwaldes. In Wutach angekommen wurden wir schon erwartet und herzlichst willkommen geheißen. Die Schwestern hatten sich viel zu erzählen und so zogen wir uns zurück, damit die Familie ungestört in Erinnerungen schwelgen und sich die ein oder andere Geschichte erzählen kann. Obwohl Frau B. durch den Bauchspeicheldrüsenkrebs Schwierigkeiten hatte, länger zu sitzen, schaffte sie es den ganzen Tag im Rollstuhl zu verbringen. Für den Ausflug schien sie noch einmal ihre ganzen Kräfte zu mobilisieren. Ruhigen Gewissens konnten wir uns zurückziehen und machten uns auf die Suche nach einem schönen Plätzchen für die Pause. Bereits auf der Hinfahrt hatten wir einen kleinen Imbiss gegenüber der Wutachmühle entdeckt. Nur stellte sich die Parkplatzsuche mit dem Hospizmobil, auf dem ohnehin schon überfüllten Parkplatz als etwas schwierig heraus. Da kam auf uns eine nette Dame zu, wie sich herausstellte, die Besitzerin der Wutachmühle. Sie bot uns an, dass wir das Hospizmobil in ihren Carport stellen dürfen. Über das Angebot waren wir sehr dankbar, denn bei über 30 °C hätte sich unser Auto in der prallen Sonne schnell aufgeheizt. Die Dame war durch den Schriftzug neugierig geworden und wir hatten ein tolles Gespräch. Wie sich herausstellte, war sie selbst gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und interessierte sich für unsere Arbeit. Vielleicht konnten wir ein weiteres Mitglied für das Hospizmobil gewinnen, zwar nicht in Böblingen, aber Ehrenamtliche werden schließlich überall benötigt.

Wir machten uns auf zum Imbiss, nach leckerem Kaffee und Kuchen hatten wir noch ein bisschen Zeit. Das Rauschen der Wutach zog uns magisch an, denn eine Erfrischung konnten wir bei den Temperaturen gut gebrauchen. Kurzer Hand waren die Schuhe ausgezogen und die Hose hochgekrempelt. Das herrlich kühle Wasser versetzte einen direkt in Urlaubsstimmung. Passanten die sich mit uns unterhielten meinten schmunzelnd „So schön kann Ehrenamt sein.“ Und das können wir auch von ganzem Herzen von diesem Tag behaupten. Eine glückliche Familie, die noch ein paar gemeinsame Stunden bei strahlendem Sonnenschein verbringen durften.

Am späten Nachmittag, als der Abschied nahte, wurde es sehr emotional. Allen war klar, dass sich die beiden Schwestern das letzte Mal gesehen haben. Die Heimreise nutzen Frau B. und ihr Mann um sich von dem anstrengenden, aber sehr eindrucksvollen Tag erholen zu können. Wieder in Oberjesingen angekommen, ließen wir ein glückliches Ehepaar zurück, das jetzt in neuen Erinnerungen schwelgen kann.

Zurück im DRK-Zentrum ließen wir für uns den Tag noch einmal Revue passieren. Keine Sekunde bereuten wir es, die doch auch emotionale Fahrt begleitet zu haben. Bereits jetzt freuen wir uns auf die nächste Fahrt, um wieder einen Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen.

- Anja Krause -

Unterstützen Sie jetzt ein Hilfsprojekt mit Ihrer Spende