Wir, zwei Ehrenamtliche, Hans Bliklen und ich, fuhren am Sonntag auf die Minute pünktlich mit dem Herzenswunschmobil der Stiftung des DRK bei Frau K. und ihrer Tochter Frau M. vors Haus in Jettingen rückwärts, aufpassend, dass wir mit dem ehemaligen Rettungswagen nicht an das Garagendach stießen, da es regnete und damit wir weg von der Straße waren.
Erstmal die Liege aus dem herausholen, den Tragestuhl richten und dann vier Treppenabsätze in den oberen Stock hinaufgehen.
Die 94-jährige Frau M. war sichtlich aufgeregt. Gemeinsam gelang es uns, sie vom Pflegebett in den Tragestuhl umzusetzen, den Herr Bliklen und Frau M.s Mann dann die Treppen hinuntergetragen haben.
Dann die Frage- umsetzen in den Sitz ins Herzenswunschmobil oder auf der Liege festschnallen? Wir entschieden uns für letzteres.
Gut unterpolstert mit Kissen, warm eingepackt mit Decken, Mütze und Handschuhen und einer Wärmeflasche machten wir uns auf den Weg nach Albstadt-Tailfingen. Die Tochter und ich saßen hinten bei Frau K. Wir unterhielten uns über alles Mögliche. Woher sie komme, wie sie nach Albstadt gekommen sei, wie und wann sie nach Jettingen gekommen sei? So war die Fahrt kurzweilig. Dazwischen schaute Beate, ob Herr Bliklen richtig fuhr, das Navi im Krankenwagen wollte ihn über Öschelbronn fahren, was derzeit nicht möglich ist.
„Ach, wenn nur das Wetter besser wäre“ sagte Frau K. Am Anfang regnete es. Ob sie wohl kein Engel sei, wenn die Sonne nicht vom Himmel lache? Wir konnten sie beruhigen, zwischendurch gab es immer mal wieder einen Schluck warmen Tee für sie.
Dann waren wir da, die Baumspitzen auf fast 800 hm waren schon leicht gezuckert vom ersten Schnee. Und immer nebliger wurde es. Auch dort in Albstadt gab es eine Umleitung wegen dem dort stattfindenden Weihnachtsmarkt. Unterwegs erkannte sie aus dem Wagen heraus durchs Fenster eine alte Bekannte.
Dann kamen wir in Tailfingen an. Dort lebt heute ihr Enkel, der das Haus umgebaut hat. Sehr schick angezogen auf ihr Äußeres bedacht, richteten wir ihr noch die Haare und dann kam der lang ersehnte Augenblick.
Freudig begrüßt wurde Marianne von der Nachbarin, die ihr vom Fenster aus zuwinkte. Ein Mann kam zu ihr her und begrüßte sie, im ersten Moment hat sie ihn nicht erkannt. Dann kam ihr Enkel heraus.
Nochmals umsetzen von der Liege in den Rollstuhl, fotografieren und filmen der Ankunft, dann noch Handynummern austauschen, danach ließen wir die Familie alleine,
Nach rund 1 ¾ Std. kam per WhatsApp die Rückmeldung der Tochter- wir könnten sie jetzt abholen.
Mit dem Treppenlifter wurde Frau K. vom Enkel und Herrn M. gut beschirmt die Treppen herunter gefahren vom ersten Stock ihres ehemaligen Hauses, es regnete schon wieder. Wir fuhren ins Erdgeschoss, setzen dort Frau K. im Trockenen um, wickelten sie warm ein und dann noch ein letzter Drücker und Umarmung vom Enkel. Eine glückliche, aber sichtlich erschöpfte Frau, gerührt und vor Freude den Tränen sehr nahe, dass sie ihr ehemaliges Haus, in dem sie 44 Jahre mit ihrem verstorbenen Mann gelebt hatte nun doch nach zwei Jahren sehen konnte nach dem Umbau, machten wir uns nach zwei Stunden auf den Heimweg.
Was für Ideen der Enkel hatte, wie toll es ihr gefallen habe, was sie am schönsten fand, wo überall Licht war, innen und außen, wie sie den Eingang umgebaut hatten, dass sie eine Lichtkuppel eingebaut hatten - all das erzählte Frau K. auf dem Rückweg und ihre große Dankbarkeit war zu spüren. Zu Hause in
Jettingen angekommen ging es noch einmal ans Umsetzen von der Liege in den Treppenlifter. Spannend zu sehen, wie er funktioniert. Dann Jacke und Schal ausziehen, umsetzen vom Rollstuhl-Treppenlifter ins Pflegebett. Nach einem wundervollen auch für uns Ehrenamtliche beglückenden Tag konnten wir eine glückliche Frau K. und Frau M. zurücklassen. Dann noch eine dicke Umarmung von ihrer Tochter- jeder von uns bekam einen Free Hug, danach machten wir uns auf den Weg in unser eigenes zu Hause.
- Susanne Servay -