25 Jahre Notfall-Nachsorge-Dienst des DRK-Kreisverbandes Böblingen
Präsident Michael Steindorfner: Segensreiche Einrichtung - Künftiger Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl: Gottes Hand trägt uns - Ute Widmann würdigt Blaulicht-Netzwerk
Die 25-Jahrfeier des DRK-Notfall-Nachsorge-Dienstes (NND) im Landkreis Böblingen fand - wie Ute Widmann, die NND-Leiterin feststellte - "in einer Zeit statt, deren Ereignisse die Welt in Atem halten". Vor diesem Hintergrund sei man dankbar dafür, dass das Netzwerk der Blaulicht-Organisationen hält. Dankbarkeit und mutmachende Hoffnung waren es denn auch, die dieses Jubiläum im und um das DRK-Zentrum auf dem Flugfeld Böblingen-Sindelfingen in besonderer Weise auszeichneten.
Deshalb freute sich Ute Widmann über den guten Besuch schon zum Auftakt des Jubiläums, das mit einem Gottesdienst im Großen Foyer des DRK-Zentrums begangen wurde. Die Predigt hielt der designierte Bischof der Württembergischen Evangelischen Landeskirche, Ernst-Wilhelm Gohl. Er ist Mitbegründer des NND im Kreis Böblingen und, wie Ute Widmann feststellte, "dem Roten Kreuz tief verbunden."
Diese Verwurzelung machte der künftige Landebischof, der am 24. Juli offiziell in sein Amt eingeführt wird, auch gleich zu Beginn seiner Predigt deutlich, als er seinen ersten Einsatz vor rund 40 Jahren als junger Rot-Kreuz-Rettungssanitäter schilderte. Er habe damals die Machtlosigkeit bei einem tragischen Todesfall gespürt. Diese und andere Erfahrungen – unter anderem das Autobahnunglück von Donaueschingen oder die Flugkatastrophe von Ramstein - hätten schließlich zur Gründung des Notfall-Nachsorge-Dienstes im Kreis Böblingen geführt, die wesentlich vom Deutschen Roten Kreuz ausgegangen sei. Gohl zeigte sich traurig darüber, dass einer der Initiatoren und treibende Kraft, Herbert Kilgus, die 25-Jahrfeier nicht mehr miterleben könne.
Der Gottesdienst wurde von Angehörigen des NND und der Polizei mitgestaltet. Die Fürbitt-Gebete sprachen DRK-Kreisbereitschaftsleiter Jörg Männer sowie die drei NND-Verantwortlichen Ute Widmann, Monika Friedrich und Claudia Gack. Der Posaunenchor des CVJM Sindelfingen hatte die musikalische Begleitung übernommen.
Michael Steindorfner, Präsident des DRK-Kreisverbandes Böblingen, konnte unmittelbar im Anschluss an den Gottesdienst eine große Gästeschar willkommen heißen. Unter ihnen der Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz, die Landtagsabgeordneten Peter Seimer und Dr. Matthias Miller, Landrat Roland Bernhard, Leonbergs Erste Bürgermeisterin Josefa Schmid sowie Repräsentanten von Polizei, DLRG, Feuerwehr und THW.
Der Präsident bezeichnete den NND als eine der segensreichen Einrichtungen des Roten Kreuzes: Einfach da zu sein, zu helfen, aufzufangen, Beistand und menschliche Zuwendung zu leisten, wenn durch Unglücksfälle für andere die Welt plötzlich zusammenstürzt. Deshalb werde der NND dringend gebraucht. Steindorfner drückte seine Bewunderung und Dankbarkeit für die Kraft und menschliche Stärke der NND-Ehrenamtlichen aus. "Sie leisten Erste Hilfe für die Seele und setzen Zeichen der Hoffnung."
Präsident Michael Steindorfner erinnerte im weiteren Verlauf daran, daß zu den NND-Gründerinnen und -Gründern vor 25 Jahren neben Renate Kottke, Wilhelm und Gabriele Vorreiter, Rudolf Franko und Monika Kleiner unter anderem auch Dr. Mechthild Buchgeister als Notärztin, Ute Widmann sowie Ernst-Wilhelm Gohl zählten. Er würdigte ferner die überragende Leistung des inzwischen verstorbenen Herbert Kilgus. Für Ute Widmann, die heute die NND-Gesamtverantwortung im DRK-Kreisverband Böblingen trage und gleichzeitig für den Bereich Mitte zuständig sei - im Bereich Nord ist es Monika Friedrich und im Bereich Süd Claudia Gack - habe gleich ihr erster Einsatz zu einem schweren und besonders tragischen Verkehrsunfall geführt, bei dem ein Kleinkind sein Leben verlor.
Aktuell bestehe der Notfall-Nachsorge-Dienst des DRK-Kreisverbandes aus 42 gut ausgebildeten und ständig weiter geschulten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - die Geistlichen eingeschlossen. Steindorfner weiter: "Die NND-Angehörigen sind ständig abruf- und einsatzbereit. 24 Stunden lang, an 365 Tagen im Jahr. Nicht nur im Landkreis Böblingen, sondern auch kreisübergreifend. Über 3 500 Mal in den zurückliegenden 25 Jahren. Zählt man neben den direkt Betroffenen Familienangehörig und Freunde hinzu, so sind es viele Tausend Menschen, die vom DRK-Nofall-Nachsorgedienst in den schwersten Stunden des Lebens betreut worden sind."
Steindorfner schloß seine Dankesworte mit einem Zitat Albert Schweitzers: "Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen."
Landrat Roland Bernhard lobte in einem Grußwort den gut funktionierenden Rettungsdienst und freute sich in diesem Zusammenhang über die Blaulicht-Familie im Landkreis Böblingen. Er würdigte zugleich die Trauerarbeit, die von den NND-Ehrenamtlichen geleistet wird und sprach "ein großes Dankeschön" an alle Beteiligten aus. Zugleich bescheinigte er ihnen, daß die Zusammenarbeit, auch mit Leitstelle und Landratsamt, sehr gut laufe. Als Jubiläumsgeschenk an den DRK-NND überreichte Landrat Roland Bernhard einen Scheck.
Detallierte Einblicke in die gemeinsame Arbeit gaben Kriminaldirektor Markus Kubo und Kriminalhauptkommissarin Marion Kast. Sie zeigten sich dankbar für die professionelle anspruchsvolle Unterstützung ihrer Arbeit durch den NND.
Ute Widmann sagte in ihren Schlußworten, es tue gut, den Rücken gestärkt zu bekommen. Sie liess nochmals das vergangene Vierteljahrhundert Revue passieren und zeigte sich ebenfalls dankbar für ein gut funktionierendes Blaulicht-Netzwerk. Mit der Gründung des NND vor 25 Jahren im Kreis Böblingen sei zugleich der Grundstein für die psychosoziale Nachsorge in Baden-Württemberg gelegt worden.
Im Außenbereich des DRK-Zentrums konnte sich die vielen Gäste und Besucher anschliessend auf einer Blaulich-Meile eingehend unter anderem bei einem Bevölkerungsschutzmobil, Polizeifahrzeugen, einem DRK-Rettungswagen, dem DRK-Baby-Notarztwagen, dem DRK-Herzenswunsch-Hospizmobilmobil oder am Stand der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) informieren und Gespräche führen. Für die Kleinen gab es ein Bärenhospital. Und für das leibliche Wohl sorgte die weithin bekannte Feldküche des DRK-Ortsvereins Rutesheim.